(05.Mrz.23) Pressemitteilung zur aktuellen Berichterstattung der Maastrichtreise einer Delegation aus Gladbeck
Bürgerforum: Um die Tunnelgestaltung geht es doch gar nicht!
Nach der aktuellen Bereisung der vorbildlichen Tunneloberfläche in Maastricht entsteht der Eindruck dies wäre die Lösung auch für Gladbeck. Dabei ist die Art der Gestaltung eines Tunneldeckels nur das kleinste der Probleme. Das eigentliche Problem heißt Autobahn A52 durch ganz Gladbeck. Dies Problem ist 4 km lang und umfasst zusätzlich noch große Teile der A2. 1,5 km schöne Tunneloberfläche lösen die Probleme dort eben nicht! Das Bürgerforum Gladbeck sieht auch die vielen Schattenseiten anstatt nur die strahlende Fassade.
In der gesamten A52-Kampagne „37 Grad Nordost“ wird das Stückchen Tunneldeckel glorifiziert und die schlimmen Auswirkungen des Ausbaus der gesamten B224 zur A52 werden ansonsten systematisch verschwiegen. Es existiert z.B. in der Kampagne gar kein riesiges Autobahnkreuz, das in dieser Größe nicht mit einem wirksamen Schallschutz versehen werden kann. Bei Sitzungen zu „37 Grad Nordost“ konnte von dem Beirat, den die Stadt berufen hatte, nichts anderes besprochen werden, als der Tunneldeckel, nochmals der Tunneldeckel und abermals der Tunneldeckel. Die riesigen Schallschutzprobleme wegen der durch den Ausbau verursachten Verkehrszunahme, auch an der A2, standen nie zur Debatte. Schon bei den Lärm- und Schadstoffemissionen, die von den Tunnelenden ausgehen, hörte es auf. Da passt die Reise in das schöne Maastricht ins Bild.
Bei den über 750 Häusern in Brauck und Butendorf, die wegen des auch auf der A2 zunehmenden Verkehrs durch den Ausbau laut offizieller Lärmprognose von Überschreitungen des Grenzwertes an Schallemissionen betroffen sind, hilft eine schöne Tunneloberfläche rein gar nichts. Das Selbe gilt für evtl. betroffene Häuser in Ellinghorst oder Gladbeck-Ost.
Um den Tunnel überhaupt bauen zu können, muss vorher das riesige Autobahnkreuz in Wittringen gebaut werden. In Nord- Süd- Richtung (A52) zählt das Kreuz mit seinen zuführenden Trassen 15 Spuren, in Ost-West-Richtung (A2) 18 Spuren. Dafür existiert im Gegensatz zum Tunnel bereits ein ordentlicher, genehmigter Plan (Vorentwurf) und das Planfeststellungsverfahren läuft schon seit 2015. Das gilt auch für die Fortsetzung des Ausbaus bis zur A42 in Essen seit 2008. Erst wenn diese Teile der A52 gebaut sind, kann mit dem Tunnelabschnitt bis zur Landstraße, Richtung GE-Buer begonnen werden. So sehen es bisher auch alle Zeitpläne vor. Die Zeit drängt also nicht und angesichts des Planungsstandes ist es für die siebenstelligen Ausgaben, die unsere Stadt jetzt schon für den mutmaßlichen Tunnelbau tätigt viel zu früh.
Weil solch ein Autobahnkreuz wegen seiner Ausdehnung keinen wirksamen Schallschutz erhalten kann und vor allem die vielen Überführungen des dreistöckigen Riesenkreuzes nicht mit Flüsterasphalt ausgestattet werden und schwere Schallschutzmauern großteils nicht tragen können, wird die Umgebung kilometerweit mit Lärm geflutet. Erholungssuchende können anstatt in Wittringen aber nicht auf dem neuen Tunneldeckel flanieren, denn dort befindet sich künftig eine Hauptstraße, die den innerstädtischen Verkehrsanteil der jetzigen B224 aufnimmt und gleichzeitig als Autobahnzubringer durch die Stadt zu den Auf- und Abfahrten an den Tunnelenden darstellt. So schön wie in Maastricht soll es in Gladbeck nicht werden.
Im Gegensatz zu Maastricht werden die Tunnelenden in Gladbeck direkt bei den dichten Wohngebieten liegen. Die Abgase und Feinstäube, die in der 1,5km Tunnelstrecke entstehen, quellen konzentriert aus den Tunnelenden heraus und treiben von dort mit dem Wind in die Phönixstraße/ Brokampsiedlung und die neue Wohnbebauung am roten Turm und GLA-Ost. Dazu gesellen sich die typischen Lärmemissionen, die PKW und LKW auf der A52 bei der Ein- und Ausfahrt am Tunnel verursachen. Den Anwohnern im Bereich der Tunnelenden schadet der Tunnel also sogar ganz erheblich anstatt ihre Lebensqualität zu verbessern. Ein langer Tunnel der die gesamte Stadt untertunnelt ist nicht vorgesehen.
Die Umleitungsverkehre während der Bauzeit müssen sich durch Gladbeck quälen und drohen den Bürgern und auch der örtlichen Wirtschaft Schaden zuzufügen. Dieser Schaden wird bei mindestens 10 Jahren Bauzeit enorm sein.
All das wird im Projekt „37 Grad Nordost“ –auch bei der Fahrt nach Maastricht– verschwiegen, auch die Probleme, die vor allem an Graben-/Land-/ Marienstraße, Horster Straße und anderen Zubringern zu den künftigen Auf- und Abfahrten der A52 im Innenstadtbereich entstehen werden. Die Menge der Nachteile kann ein noch so schön gestalteter Tunneldeckel in Gladbeck nicht annähernd ausgleichen. Es werden zu viele Menschen in Gladbeck zu leiden haben, Maastricht hin oder her. Aber ohne diese leidvollen Nachteile ist der Tunnel nicht zu haben.
Ob für den Tunnel nach dem Bau des Autobahnkreuzes unter den derzeitigen weltpolitischen Vorzeichen die immensen Mittel für den erheblich teurer als vorgesehen gewordenen Tunnelabschnitt zur Verfügung gestellt werden ist unklar. In offiziellen Antworten auf Anfragen von Grünen und Linken an Landes- und Bundesregierung werden die eindeutig gestellten Fragen nach der Finanzierungsbereitschaft nicht bejaht. Inwieweit neue Klimaschutznotwendigkeiten den Ausbau der B224 nach 2030 überhaupt noch ermöglichen steht in den Sternen. Ob es denn überhaupt einen Tunnel in Gladbeck geben kann? Das Bürgerforum bezweifelt dies sehr!
In dieser unklaren Lage dem Ausschuss für Stadtplanung die Zustimmung zu einem Werkstattverfahren zur Tunnelgestaltung abzuverlangen ist unverständlich, aber nach der Besichtigung des Prunkstückes in Maastricht, das es so in Gladbeck nicht geben wird und auch nicht geben soll, ist zu befürchten, dass der Ausschuss dem Beschlussvorschlag zustimmt.
Die Kampagne „37 Grad Nordost“ wird nicht von Stadtplanern, sondern von einem externen PR- Büro betreut. „Immer wenn es schwierig wird“ stand auf deren Homepage zu lesen. Schwierig? Ja, das war nach der Ablehnung in der Bürgerabstimmung des Jahres 2012 allerdings wirklich der Fall. Daher war eine Greenwashing– Kampagne geradezu vorprogrammiert. Die unübersehbaren und unlösbaren Probleme, die unsere Bürger bei der Tunnelabstimmung richtig erkannt hatten, sollen nun mit Hilfe von Propagandabildern zur Tunneloberfläche und dem Versprechen des „Zusammenwachsens“ vergessen gemacht werden. Es müsste doch vor jeder Überlegung, ob und wie man den Tunneldeckel nutzen und gestalten könnte, doch erst einmal ein genehmigter Vorentwurf für den gesamten Tunnelabschnitt vorliegen und ein Planfeststellungsverfahren begonnen haben. Das könnte man nüchtern analysieren. Aber noch nicht einmal das ist der Fall. Auf genehmigte Pläne anstatt unverbindlicher Versprechen von Politikern und Planern wartet Gladbeck seit über 10 Jahren vergeblich; dabei ist der Ausbau der B224 zur Autobahn seit 1992 als „vordringlich“ definiert –passiert ist baulich aber bisher nichts.
Das Bürgerforum Gladbeck fordert die Gladbecker Politik auf, endlich das Ausbauprojekt der B224 zur A52 als Ganzes realistisch in die Betrachtung zu nehmen und bittet, nicht auf schöne Hochglanzbilder vom Tunneldeckel herein zu fallen. Dann wird sich herausstellen, dass der Autobahnbau zum Schaden der Stadt wäre. Gladbeck ist nicht Maastricht!